Die Deutschen

Im Rahmen des Chorfestivals CHOR@BERLIN 2011 im Radialsystem V soll das von uns im Frühjahr 2010 aufgeführte Programm “Die Deutschen” nochmals zu Gehör gebracht werden. Ziel von CHOR@BERLIN ist es, die Vokalmusik in ihrer gesamten Vielfalt zu zeigen: vom großen Oratorium zum neuen a-cappella-Programm, von Kammerchören über Rundfunkchöre bis zu freien Improvisationsensembles.

Konzert 14. Januar 2011 Radialsystem V in Berlin-Friedrichshain/Kreuzberg

Programmheft: Die Deutschen

Wie es zu diesem Projekt kam:
Vor zwanzig Jahren endete die Zeit der deutsch-deutschen Teilung. Viel ist über die Zeit zwischen den Jahren 1949 und 1990 geschrieben, unzählige Dokumentationen in Schrift, Wort und Bild veröffentlicht worden. Der gesellschaftspolitische Blickwinkel stand dabei zumeist im Mittelpunkt, das Leben in unterschiedlichen gesellschaftlichen Strukturen und dessen Wandel im Laufe der 40 Jahre.
Mit dem Programm Die Deutschen möchte der Kronenchor Friedrichstadt versuchen, sich der deutsch-deutschen Geschichte dieser Zeit musikalisch anzunähern. In beiden deutschen Staaten wurde komponiert. Manche Komponisten, aus deren Feder die heute zu hörenden Werke stammen, sind mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Teils waren sie in dem jeweils anderen deutschen Staat nicht weiter – oder allenfalls der Fachwelt – bekannt. Dieses Programm ist der Versuch, eine Brücke zu schlagen, hinweg über die damalige Staatengrenze, hinweg über die vier Jahrzehnte der deutsch-deutschen Teilung. Zu Gehör kommen teils ungewohnte Klänge, experimentell manchmal, aber auch prachtvoll-melodiös oder verspielt und träumerisch.
Aus unserer Chorgeschichte heraus war es uns zum 20. Geburtstag der Vereinigung der beiden deutschen Staaten ein Anliegen, dieses Ost-West-Programm zu erarbeiten. Während der Kronenchor Friedrichstadt sich in den frühen 90er Jahren unter seiner damaligen Leiterin Jana-Christin Walther als echtes Ost-West-Projekt gründete und Sängerinnen und Sänger aus beiden Teilen Berlins und Deutschlands zusammenführte, fiel auf, dass das den einzelnen Sängerinnen und Sängern bekannte Liedgut sich – je nach Herkunft – deutlich unterschied. Jetzt, mit dem 30. Kronenchor-Projekt, wollten wir uns dieser unterschiedlichen musikalischen Sozialisation bewusst zuwenden. Der Grundgedanke des Vereinenden und Integrativen bleibt dabei unverändert bewahrt.
Der Umgang mit der Zeit der deutsch-deutschen Teilung und der Zusammenstellung dieses Programms war und ist nicht einfach und wirft viele Fragen auf, nicht zuletzt doch wieder gesellschaftspolitische. Mit der Zusammenstellung hoffen wir, einen guten, wenngleich an der Fülle der vorhandenen Literatur gemessen verhältnismäßig kleinen Querschnitt gefunden zu haben.
Wir laden zu einer musikalischen Reise in eine noch nicht allzu weit zurückliegende Vergangenheit ein, die aber doch eine so ganz andere Welt war.


Das 30. Projekt des Kronenchors