Festina Lente


Geistliche Chormusik aus Ungarn, Skandinavien und dem Baltikum – Kodály, Grieg, Eespere u.a.

“Festina Lente” lautet der Titel eines Chorwerkes des estnischen Komponisten René Eespere (* 1953), welches dem Konzert des Kronenchores Friedrichstadt den Namen gibt. Eile mit Weile – so könnte man den lateinischen Vers übersetzen, den interessanterweise Eesperes estnischer Komponistenkollege Arvo Pärt schon als Titel für sein Epoche machendes Adagio für Streichorchester von 1988 auswählte. Eespere bietet uns mittels eines modernen Gedichts in lateinischer Sprache – Text von Anne Lill – sozusagen eine verbale Auslegungsvariante dieses Sinnspruches. Harmonisch an Pärts Liege-Akkorde erinnernd, aber sehr viel rhythmischer als dieser stellt uns Eespere in seinem Werk von 1998 die Frage nach dem Warum der Mühsal unseres Alltag und die Bitte um Klarheit vor Augen und Ohren. Mit zwei weiteren Werken nordeuropäischer Komponisten, dem “Kyrie” des Norwegers Knut Nystedt (* 1915) und dem “Agnus Dei – O Guds Lamm” des Schweden Sven David Sandström (*1942) spinnt das Konzert den Faden einer zeitgenössische Umsetzung des Wunsches nach Erbarmen und Gnade fort. Beide Werke zeichnen sich aus durch ihre Eindringlichkeit, die gerade in der Schlichtheit des Chorsatzes und ihrer harmonischen Dichte liegt. Die relativ kurzen Chorsätze scharen sich um das zentrale Werk des Konzertes, die Missa brevis für Orgel und gemischten Chor des ungarischen Komponisten Zóltan Kodály (1882 – 1967). “In Tempore Belli – In Zeiten des Krieges” lautet der Untertitel des Werkes, welches Kodály Anfang der 40er Jahre eigentlich als reines Orgelstück komponiert hatte. Als 1944 die Deutschen Budapest besetzt hatten und die Rote Armee die Stadt mit Bombardements zu treffen versuchte, schrieb Kodály im Luftschutzkeller der Budapester Oper die Gesangsstimmen zu den Liturgischen Texten der Orgelmesse hinzu. “Qui tollis peccata mundi, miserere nobis – Der du trägst die Schuld der Welt, erbarme Dich unser” – diese Bitte wird ihm in diesem Moment zur eindringlichsten musikalischen Geste. Tröstung im musikalischen Sinne gibt dem Hörer schließlich Edvard Griegs (1843-1907) Vertonung des alten Marienhymnus “Ave Maris Stella” von 1893, deren Schlichtheit und Universalität vielleicht seine nordischen Nachfolger beeinflusst haben könnte. Maria, Stern der Meere als Richtung für unruhige Fahrt.

Konzerte
20. Juni 2009 Sophienkirche in Berlin-Mitte
21. Juni 2009 St.Paulus Moabit


Das 29. Projekt des Kronenchors