Aprèsludes


Mit einer Uraufführung von Heinrich Poos

Im Rahmen des Konzertprojektes zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung – Die Deutschen – hat sich der Kronenchor u.a. mit dem Komponisten Heinrich Poos beschäftigt. Der daraus erwachsene direkte Austausch mit dem Komponisten führte den Kronenchor zu seinem 34. Projekt. Zu hören war die “Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration”, ein Werk für gemischten Chor und Klavier. Das dem Text zugrunde liegende Gedicht von Bertolt Brecht erzählt die Geschichte vom Meister Laotse, der auf seinem Weg in die Berge von einem Zöllner genötigt wird, seine Erkenntnisse auf Papier zu bringen, sprich: eines der bekanntesten Bücher der Weltliteratur niederzuschreiben, das Taoteking. Im Jahr 2005 von Heinrich Poos vollendet, rundet das Werk eine jahrzehntelange, durch Hanns Eisler persönlich inspirierte Beschäftigung Poos’ mit dem Dichter Bertolt Brecht ab.
Die Chorstimmen, mal vierstimmig, mal in Einzelrollen, erzählen auf spannende Weise die mehrstrophige Ballade. Die Musik erinnert dabei in ihrer einfachen, nahezu archaischen Setzung an den Ton eines Bänkelliedes.

“Aprèslude – Chopin-Meditationen nach den Prèludes opus 28” ist der Titel der Uraufführung dieses Konzertes. Das Werk entstand anlässlich des Chopin-Jahres 2010. Poos greift hier auf eine Auswahl aus den 24 Prèludes für Klavier von Frédéric Chopin zurück, verändert bisweilen den originalen Notentext und verwebt ihn auf wunderbare Weise mit verschiedenen Gedichttexten, musikalisch gesetzt für vierstimmigen Chor. So erfährt jedes einzelne Prèlude durch die Texte – von Alanus ab Insulis über das Volkslied und Matthias Claudius bis zu Heine und Brentano – eine feinsinnige Metamorphose: Wie in barocken Emblembüchern verbindet sich das “musikalische Bild” und der Text zum musikalisch-literarischen Sinngedicht.

Heinrich Poos ist den Berlinern als musikalische Persönlichkeit sehr bekannt. 1928 geboren, studierte er bei Ernst Pepping und Erich Peter an der Hochschule der Künste und war bis in die 90er Jahre in der Stadt tätig als Kirchenmusiker, Kantor und Professor für Musiktheorie an der HdK. Mittlerweile lebt und komponiert er in Rheinland-Pfalz.

Konzerte
18. Juni 2011 Orangerie im Schlosspark Oranienburg
19. Juni 2011 Kammermusiksaal der Philharmonie

Programmheft: aprèsludes

Über das Konzert im Kammermusiksaal der Philharmonie im Rahmen der Sonntagskonzerte vom Berliner Sängerbund wurde im Berliner Chorspiegel Heft 162 folgendes geschrieben:
“Der Kronenchor Friedrichstadt unter Marie-Louise Schneider mit Jürgen Beyer am Flügel begann sein Programm, das dem Berliner Komponisten, Kirchenmusiker und Hochschulprofessor Heinrich Poos gewidmet war, mit der >>Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration<<, einer Vertonung des berühmten Brechtgedichtes. Feines Stilempfinden für die musikalischen und textlichen Nuancen dieser für Chor und Zuhörer gleichermaßen lohnenden, interessanten Komposition ließen von den ersten Takten aufhorchen. Danach erklang die Uraufführung von >>Aprèlude<<. Der 200. Geburtstag Frederic Chopins hatte Heinrich Poos angeregt, neun der Preludes op. 28 für Klavier mit deutschen und lateinischen Gedichten zu Meditationen für Chor und Klavier umzugestalten. Mit der bravourösen, sachkundigen, feinfühlig musizierten, hoch engagierten Uraufführung konnte er sehr zufrieden sein. Beeindruckend auch das zum Abschluss von allen drei Chören gemeinsam gesungene >>Abendlied<< von Josef Rheinberger. Herzlichen Dank an alle Mitwirkenden für das gelungene letzte Sonntagskonzert der Saison.” Peter Fagts


Das 34. Projekt des Kronenchors