Ahi Corinna!



Ahi Corinna!
Im Zentrum der kommenden Konzerte steht das von Claudio Monteverdi (1567 – 1643) unter dem Titel “Lagrime d`amante al sepolcro dell`amate” ­ “Die Tränen des Liebhabers am Grabe der Geliebten” vertonte Klagegedicht.

Der Madrigal-Zyklus – entstanden 1610, veröffentlicht 1614 im VI. Madrigalbuch – geht auf eine “wahre Liebesgeschichte” zurück. 1590 hatte Monteverdi eine Anstellung am Hofe des Herzogs Vincenzo I. von Mantua erhalten. Ab 1603 bildet er hier die blutjunge, eben aus Rom an den Hof Vincenzo´s gekommene Caterina Martinelli zur Sängerin aus. Caterina avanciert im Laufe der kommenden Jahre zum Liebling des Herzogs. Anfang 1608 erkrankt sie an den Blattern und stirbt.

Um seine Trauer über den tragischen Verlust der Geliebten zu zelebrieren und sie unsterblich zu machen, beauftragt Vincenzo den Grafen Agnelli, ein Klagegedicht auf den Tod Caterinas zu verfassen, zwei Jahre später folgt der Auftrag an Monteverdi, eben dieses Gedicht zu vertonen.

Agnelli greift auf die Gedichtform der sog. “Sestine” zurück. Die Sestine ist ein überaus formal strenges Gedicht mit sechs Strophen zu sechs Versen. Die letzten Versworte reimen sich nicht, sondern werden nach einem unveränderlichen und komplizierten System immer wieder neu geordnet. In “Lagrime d`amante al sepolcro dell`amate” beklagt der Hirte Glauco (Vincenzo) den Tod der geliebten Corinna (Caterina). Seine Gefühle werden in sechs Bilder beschrieben.

Monteverdi setzt die Totenklage des Glauco in einer seinem berühmten “Lamento d`Arianna” entliehenen Weise um: Er steigert in einem durchgängig fünfstimmigen Satz mit musikalischen Mitteln allmählich die Emotionen, lässt sie in die Hoffnungslosigkeit einbrechen, um sie am Ende hin aber wieder aufzufangen. Diese Wirkung erzielt Monteverdi, indem er zum einen in traditionell madrigalischer Weise einzelne Wörter, bespielsweise “Tomba” (Grab) wortausdeutend vertont. Zum anderen führt er die fünf Stimmen in eine expressive Einstimmigkeit, indem er sie einheitlich rhytmisch deklamieren lässt. Zum dramatischen Höhepunkt werden die Worte “Ahi Corinna ! Ahi morte ! Ahi tomba !” – “Ach Corinna ! Ach Tod ! Ach, Grab !”, aus denen wir den Titel unseres Programmes gewählt haben.



Das 16. Projekt des Kronenchors